19.02.2009

Rezension: Jörg PhilippTerhechte (Hrsg.), Internationales Kartell- und Fusionskontrollverfahrensrecht, Handbuch, Bielefeld 2008

Die rapide Verbreitung des Kartellrechts konfrontiert immer mehr Unternehmen mit einer schier unüberschaubaren Vielfalt ausländischer Kartellrechte. Das 2001 von 14 Ländern - darunter Deutschland - gegründete International Competition Network weist mittlerweile Kartellbehörden aus rund 100 Staaten als Mitglieder aus. Große deutsche Multinationals sind teils in noch mehr Staaten präsent, aber auch Unternehmen durchaus mittelständischer Größenordnung sind in zahlreichen, oft dutzenden Ländern investiert. Mehr als 60 Mrd. € deutsche Auslandsinvestitionen allein in 2006 zeigen die Dynamik und Breite der Internationalisierung.

 

Das von Terhechte editierte und mitverfasste Handbuch eröffnet jetzt erstmals und zugleich wissenschaftlich fundiert Zugang zum allgemeinen Kartellverfahrensrecht und zum Fusionskontrollverfahrensrecht von nicht weniger als 60 (!) der weltweit wichtigsten Kartelljurisdiktionen. Nicht nur die Zahl der erfassten Länder bedeutet hierbei einen Quantensprung, auch Dichte und Detaillierung der Einzelländerberichte von insgesamt gut 1.500 Seiten überzeugen in wissenschaftlicher wie praktischer Hinsicht. Zugleich ist es gelungen, ein Team von hervorragenden Sachkennern (mit Namen bis hin zum FTC - Chairman W. Kovacic) zu einer einheitlichen systematischen Darstellung zu führen. Zusätzlich durchdringen excellente Beiträge – darunter die des Herausgebers – zu allgemeinen Querschnittsfragen des (internationalen) Kartellrechts, der Kartellrechtsvergleichung, der Konvergenz und ihrer Perspektiven die Materie in wissenschaftlicher Hinsicht. Überblicke zu den noch unterschiedlich tief entwickelten globalen und regionalen Regimen wie der Kooperationen und Netzwerke des Kartellrechts runden ein Handbuch ab, das auch international einen Meilenstein setzt.

 

Das in jeder Hinsicht beeindruckende Handbuch, bereits jetzt mit englischen Summarys versehen, wird demnächst in englischer Sprache erscheinen; der stärkeren deutschen Beteiligung in der internationalen Kartellrechtsdiskussion wird dies gut tun. Bereits jetzt gehört das Buch in die Bibliothek jedes international tätigen und seine weltweite Kartell - Compliance zentral verantwortenden Unternehmens. Eine sehr wünschenswerte Neuauflage könnte im nächsten Schritt versuchen, auch das materielle (Fusions-) Kartellrecht mitzuerfassen. Einzelne Länderbeiträge in der Erstauflage sind hierzu bereits hervorragend gelungen. Dies sollte Mut machen, eine auch wissenschaftsorganisatorisch glänzende Leistung noch weiter fortzuführen.