03.11.2004

International Competition Network: Arbeitspapiere zur Prüfung von Zusammenschlüssen

Das ICN ist ein Forum, in dem Wettbewerbsbehörden zusammenarbeiten und sich um Konvergenz des Wettbewerbsrechts und seiner Anwendung bemühen. Vorsitzender des ICN ist seit September 2004 der Präsident des Bundeskartellamtes, Dr. Ulf Böge.

Die Arbeit des ICN vollzieht sich in Arbeitsgruppen. Die Arbeitsgruppe "Fusionskontrolle" (mergers) leitet Makan Delrahim (DoJ). Eine der Untergruppen widmet sich praktischen Fragen der Prüfung eines angemeldeten Zusammenschlusses (Subgroup Investigative Techniques for conducting effective merger review). Den Vorsitz führt Dror Strum von der israelischen Wettbewerbsbehörde.

Für einen Workshop im Oktober 2004 in Brüssel hatte die Untergruppe einige interessante Arbeitspapiere zusammengestellt, die eine breitere Aufmerksamkeit verdienen:

Bericht über Untersuchungstechniken der Mitgliedstaaten (report on investigative techniques employed by member agencies in the area of merger review)

Wie man verlässliches Beweismaterial entwickelt (developing reliable evidence in merger cases)

Die Rolle der Ökonomen und des ökonomischen Beweismaterials (the role of economists and economic evidence in merger analysis)

Der Einsatz von Ökonomen bei der Prüfung von Zusammenschlüssen ist in den einzelnen Ländern unterschiedlich, in manchen freiwillig, in anderen vorgeschrieben, in den meisten hängt dies von der Komplexität des Falles ab. So schwankt auch der Prozentsatz der Ökonomen am Gesamtpersonal zwischen 0 und 85 Prozent.

Die qualitative Beurteilung eines Zusammenschlusses hat zunächst Vorrang und reicht in einfachen Fällen auch aus. Es kann jedoch nötig werden, dies durch quantitatives Material zu ergänzen. Der Hauptteil des Papiers (13 Seiten) beschreibt, welche ökonomischen Instrumente hier zur Verfügung stehen und wie und wo sie eingesetzt werden können:

Planung der Prüfung eines Zusammenschlusses (planning a merger investigation)

Dieses Papier (13 Seiten) gibt Hinweise zur Planung der Prüfung, besonders zur frühen Feststellung benötigter Unterlagen und zur Verteilung der Aufgaben unter Berücksichtigung der gesetzlichen Zeitvorgaben.

Die Perspektive der Unternehmen (private sector perspective on tools and techniques used in merger investigations)

In diesem Dokument (21 Seiten) melden sich die Unternehmen und ihre Anwälte zu Wort. Sie haben in der Arbeitsgruppe die Rolle von Beratern (non-governmental advisors):

Die Wettbewerbsbehörde kann die Kosten durch Zeitpläne und offene Diskussionen mit den Beteiligten senken und sich dadurch auch selbst zusätzliche Arbeit ersparen.

Bei der Informationsbeschaffung sollte die Behörde die Mühen für die Unternehmen und den Aufwand für die eigene Prüfung berücksichtigen (Abwägung von Kosten und Nutzen bei der Auswahl der Instrumente). Im Einzelnen werden dann Vorteile und Nachteile der einzelnen Instrumente erörtert:

Das Papier unterstreicht dann in einem Schlusskapitel, wie wichtig die Wahrung der Vertraulichkeit geheimhaltungsbedürftiger Angaben durch die Wettbewerbsbehörden ist und wie die Weitergabe an andere Behörden geregelt werden sollte (blanket or partial waivers, Verpflichtung der empfangenden Behörde zur Geheimhaltung).

Das Papier listet schließlich in Form einer Checkliste Tipps auf (5 Seiten), die aus der Sicht der Unternehmen für die Arbeit der Wettbewerbsbehörde und ihre Kontakte mit den Beteiligten von Nutzen sein können.